Wegen schwerer Arthrose in der rechten Hüfte entschied sich Doris Weigand für eine Endoprothese. Doch das künstliche Hüftgelenk machte schon bald Probleme. Eine ungewöhnliche Komplikation, aber kein Grund zu verzweifeln. Die spezialisierten Orthopäden und Unfallchirurgen im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim tauschten die defekte Prothese gegen eine neue aus. Mit ihrem dritten Gelenk in der rechten Hüfte kann Doris Weigand endlich wieder schmerzfrei ihrem geliebten Hobby nachgehen.
Im Schatten ist es kühl, aber da, wo die Sonne das Taubertal in ihr goldenes Licht taucht, wärmt sie Haut und Gemüt. "Bei solch einem Wetter mit meinen Stöcken in der Natur zu sein, ist einfach wunderschön", sagt Doris Weigand und nimmt einen tiefen Zug der klaren Luft. Die 68-Jährige ist unterwegs auf einem Wanderweg am Rande des Kurorts Bad Mergentheim im äußersten Nordosten Baden-Württembergs. Ihre "Stöcke" gehören zur Nordic-Walking- Ausrüstung, mit der sie keineswegs nur bei gutem Wetter unterwegs ist: "Draußen fühle ich mich eigentlich immer wohl", stellt sie klar, "wenn es geht, drehe ich jeden Tag eine Runde - bei Wind und Wetter." Seit einem guten Jahr kann sie das wieder. Davor aber durchlebte Doris Weigand eine Zeit, in der sie ihrem Hobby kaum nachgehen konnte. Zeitweise musste sie ihre Stöcke wochenlang stehen lassen oder sogar gegen medizinische Gehhilfen tauschen.
Wann genau ihr Leidensweg begann, kann sie nicht mehr sagen. Anfangs kamen und gingen die Schmerzen. Erst allmählich wurden sie heftiger und häufiger. "Und irgendwann ging gar nichts mehr", erzählt Doris Weigand. "Die rechte Hüfte tat so weh - ich konnte nicht mehr stehen und nicht mehr laufen. Am Ende konnte ich kaum noch schlafen, weil es sogar im Liegen wehtat." Die Diagnose ihres Orthopäden war eindeutig: Arthrose. Eigentlich keine Seltenheit in Deutschland: Fast jeder zweite Mensch erleidet im Laufe seines Lebens Knorpelschäden. Zwei Drittel der Erkrankten ist älter als 50 Jahre. Besonders häufig sind Hüft- und Kniegelenke betroffen.
Bei leichter Arthrose treten die Schmerzen eher sporadisch auf und können mit Medikamenten gut behandelt werden. Schwere Arthrose dagegen führt fast immer zu chronischen Gelenkschmerzen. Dann hilft meist nur die Implantation einer Gelenkprothese. Und auch Doris Weigand entschied sich für eine Totalendoprothese, im Volksmund: künstliche Hüfte.
Bei dieser Operation wird sowohl die Gelenkpfanne im Beckenknochen als auch der Hüftkopf am Oberschenkelknochen durch Prothesen ersetzt, die heute meist aus einer Kombination spezieller Metalllegierungen und hochfester Keramik bestehen. Weit über 200.000 solcher Operationen werden jährlich in Deutschland durchgeführt. Die meisten Patienten können bereits am Tag nach der Operation unter krankengymnastischer Anleitung aufstehen. Nach etwa einer Woche im Krankenhaus und ein bis zwei weiteren in einer Rehaklinik werden sie nach Hause entlassen. Rund drei Monate nach dem Eingriff ist eine Rückkehr in den ganz normalen Alltag - mit Hobbys und Beruf - zu erwarten.
Genauso lief es zunächst auch bei Doris Weigand: Im Frühjahr 2016 wurde sie operiert, wenige Tage später durfte sie bereits kurze Strecken ohne Gehhilfen zurücklegen, erinnert sie sich: "Im Sommer konnte ich schon wieder mit den Stöcken raus. Nicht gleich die gewohnten zehn Kilometer, aber fünf habe ich gut geschafft."
Doch gegen Ende des Jahres begann dieselbe Hüfte erneut wehzutun. Zunächst ging Doris Weigand zur Krankengymnastik, aber die habe immer nur für wenige Tage geholfen. "Ich bin ja ein positiv denkender Mensch, aber in der Situation war ich wirklich frustriert." Mut machte ihr in dieser Zeit - wieder einmal - ihr Ehemann Paul. Er war es auch, der vorschlug, sich an das Caritas-Krankenhaus zu wenden: "Mein Bruder hatte in Bad Mergentheim eine Hüftprothese bekommen und war äußerst zufrieden mit der Behandlung, den Menschen dort und nicht zuletzt mit dem Ergebnis", sagt Paul Weigand. Und auch für seine Ehefrau sollte es fortan gut laufen. Wenige Tage später hatte sie einen Termin im Caritas-Krankenhaus.
"Bei Frau Weigand hatte sich der Prothesenschaft im Oberschenkelknochen gelockert, dadurch kommt es zu schmerzhaften Mikrobewegungen und zunehmendem Knochenverlust", sagt Professor Dr. Christoph Eingartner, Chefarzt der Orthopädie. "Wir wissen, dass solche Lockerungen nach vielen Jahren auftreten können. Aber so kurz nach der Implantation ist das wirklich äußerst ungewöhnlich."
Gelegentlich müssen Hüft- oder Knieendoprothesen, also künstliche Gelenke, bereits nach 15 bis 20 Jahren ausgetauscht werden. Viele halten aber schon heute deutlich länger. "Es gibt zahlreiche bewährte Prothesen, bei denen nach 20 bis 25 Jahren immer noch 90 bis 95 Prozent aller Implantate ohne Probleme ihren Dienst tun", erklärt Chefarzt Eingartner. Zudem würden sowohl Operationstechniken als auch die Prothesen selbst kontinuierlich weiterentwickelt, sodass in Zukunft noch längere Standzeiten zu erwarten seien.
Die Statistik des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) untermauert Eingartners langjährige Erfahrungswerte mit ersten Daten aus Deutschland. Demnach benötigen in den ersten fünf Jahren nach Implantation eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks 3,2 Prozent der Patienten eine Wechseloperation. "Bei uns im Caritas-Krankenhaus sind es sogar nur halb so viele Patienten, nämlich 1,6 Prozent", berichtet Professor Eingartner. Ein sehr großer Teil der Patienten, die heute eine Endoprothese bekommen, dürften damit also ihr Leben lang zurechtkommen. Und selbst im Fall der Fälle, sagt der Orthopäde und Unfallchirurg, gebe es überhaupt keinen Grund zur Sorge: "Egal, aus welchem Grund eine Wechseloperation nötig wird - in spezialisierten Kliniken wie dem Caritas-Krankenhaus finden die Ärzte eigentlich immer eine Lösung."
Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) erfasst seit 2012 anonymisierte Daten über in Deutschland eingesetzte Hüft- und Knieprothesen. Ziel ist es, Probleme rechtzeitig zu erkennen, die besten Methoden und Materialien zu identifizieren und damit die Versorgung kontinuierlich zu verbessern. 2017 wurden hier fast zwei Drittel der endoprothetischen Operationen in Deutschland aufgezeichnet. Die Auswertung der Daten ergibt ein klares Bild über erfolgreiche Operationsmethoden und die Qualität von Prothesen. Inzwischen sind die Datensätze von einer Million Patienten erfasst und der weitere Verlauf wird beobachtet. Hierzu werden auch die Daten der Krankenkassen herangezogen, sodass keine Wechseloperation der Erfassung entgeht. Patienten und Operateure profitieren davon, weil sich immer deutlicher zeigt, wie erkrankte Gelenke optimal ersetzt werden können. Dabei ist das EPRD auf die Kooperation der Patienten angewiesen: Ohne ihre Einwilligung dürfen keine Operationsdaten übermittelt werden.
Als Endoprothesenpatient können Sie sich im Internet auf www.eprd.de informieren.
Selbstverständlich bringe jede Operation gewisse Risiken mit sich, insbesondere bei sehr alten Menschen oder Patienten mit Vorerkrankungen. Umso wichtiger sei es dann, rät Eingartner, sich in einem Krankenhaus mit allen wichtigen Fachabteilungen operieren zu lassen: "Wir in Bad Mergentheim können je nach Bedarf ein interdisziplinäres Team innerhalb des Hauses zusammenstellen, um unsere Patienten mit der Expertise aller benötigten Fachrichtungen zu versorgen."
Im Falle von Doris Weigand genügte allerdings die übliche Beratung im Kreis der Orthopäden und Unfallchirurgen: "Wir schauen uns jeden Fall in unseren Endoprothesenkonferenzen an und diskutieren ihn", sagt der Chefarzt. "Bei besonders schwierigen Fällen operieren wir gemeinsam, sodass dann manchmal mehr als ein halbes Jahrhundert OP-Erfahrung am Tisch steht."
Bei Doris Weigand, berichtet Eingartner, sei das nicht nötig gewesen. Nach der üblichen mikrobiologischen Untersuchung einer Gewebeprobe war klar: Eine Infektion lag nicht vor. Zudem war genug Knochensubstanz erhalten, sodass der gelockerte Prothesenschaft entnommen und durch einen neuen, etwas größer dimensionierten Schaft ersetzt werden konnte.
Das ist nun fast eineinhalb Jahre her. Und Doris Weigand ist längst mit ihren Stöcken zurück in der Natur. "An meine Hüfte denke ich inzwischen fast gar nicht mehr", sagt sie, "erst recht nicht, wenn ich an der frischen Luft bin."
An diesem Morgen ist sie noch einmal zur Nachuntersuchung ins Caritas-Krankenhaus gekommen - wie immer in Begleitung ihres Ehemannes Paul: "Ich hab's einfach gern, wenn er dabei ist", sagt Doris Weigand. "Er hat mich die ganze Zeit unterstützt." Sowohl ihr Gangbild als auch die Röntgenaufnahme bestätigen, dass alles in bester Ordnung ist. Und wenn Doris Weigand weiter ihrem Hobby nachgeht, sagt Chefarzt Christoph Eingartner, stünden die Chancen auch gut, dass das noch lange so bleibt: "Regelmäßige Bewegung und Sport wie Schwimmen, Radfahren oder eben Nordic Walking eignen sich hervorragend, um Gelenke - künstliche und logischerweise auch natürliche - lange in Schuss zu halten."
Das hat Doris Weigand ohnehin vor. Und inzwischen kann sie auch ihren Mann Paul immer häufiger überzeugen, sie beim Nordic Walking zu begleiten.
Text: Jan D. Walter | Fotos, Video: André Loessel